SDG
Schweizerische Dendrologische Gesellschaft

Mit seinem Fotoband führt uns der Fotograf Markus Bühler auf einem Höhengradienten durch die Wälder der Schweiz. Er tut dies - mit Aus­nahme seiner kurzen Einführung und dem Essay von Peter Stamm - ohne Worte. Er weiss aufgrund seiner Eindrücke, die er während unzähligen Wanderungen über viele Jahre hinweg fotografisch eingefangen hat, sehr wohl, dass Worte letztlich stören und der per­sön­lichen Erfahrung des Betrachters im Wege stehen. Weniges an Information zu den sich meist über (fast) 2 Seiten ausbreitenden Bildern kann nur zuhinterst dem Bildverzeichnis entnommen werden: Ort und Höhe über Meer. Ein schematisch aufgezeichneter Höhen­gradient enthält die gleiche Information graphisch. Naturbühnen betitelt der Fotograf sein Intro, Der Wald war schon immer da der Schriftsteller seinen Essay. Naturbühnen, weil sich ein Wald im Laufe der Jahreszeiten und je nach Licht immer wieder völlig anders präsentiere; schon immer da, weil der Wald seit früher Kindheitserinnerung und immer wieder neu im Leben eine prägende Rolle gespielt habe – sich än­dernd, vergänglich und doch ewig. 

Die Aufnahmeorte, 72 an der Zahl, erstrecken sich vom Zürcher Weinland oder Südtessin auf knapp über 300 m ü. M. bis zur Kleinen Scheidegg oder ins Val Trupchun auf knapp 2000 m ü. M., liegen also nicht auf einer Linie durch die Schweiz, folgen aber einem Höhen­gradienten. Ich finde die Idee, einfach nur die Meereshöhe als ordnendes Prinzip zu nehmen und die Bilder ohne Worte wirken zu lassen, kühn und genial. Nach dem Lesen der beiden einführenden Texte weiss man nicht nur genug, sondern ist auch bereits in die richtige Stim­mung versetzt, bequem im Fauteuil durch alle Höhenstufen der Schweiz zu «wandern» und die Waldbilder einfach zu geniessen. Die Foto­grafien entfalten ihre Wirkung bestens und rufen manche Erinnerung wach. Sie regen auf schöne Weise zu Wald­spazier­gängen an. Ein gelungenes Buch!